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Lebensmittelrecht |
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Fische, Krabben, Garnelen, Tintenfische, Muscheln, Algen, Insekten |
Nahrungsmittel
wachsen auch im Meer heran. Der jährliche Maximalbetrag, welcher
an Fischfang usw. möglich ist, liegt Schätzungen zufolge
heute bei rund 80 bis 90 Millionen Tonnen weltweit. Davon entfallen
etwa 80 Millionen auf die Seefischerei und etwa 10 Millionen auf die
Binnenfischerei inklusive Aquakultur in den Fließgewässern.
Das mögliche Maximum des weltweiten Fischfangs könnte bei
theoretischen rund 200 Millionen Tonnen liegen,
möglicherweise aber lediglich bei 100 Millionen Tonnen. Für
ein nachhaltiges Fischen sind langfristig Kenntnisse über die
Meeresbiologie entscheidend. In Deutschland werden auf dem Markt mehr
als 750 Arten von Fischen, Krebstieren (Garnelen usw.) und
Weichtieren (Muscheln, Tintenfische usw.) angeboten. Am
häufigsten: Lachs, Alaska-Seelachs, Hering und Thunfisch.
Biologie:
Weil
alle Fische usw. im Anfangsstadium des Lebens sehr klein sind (Larve),
liefert fast jede dieser Tierarten mit ihren Exemplaren zunächst
in großem Umfang Futter für die bereits älteren,
größeren Exemplare anderer Fischarten usw. Prozentual nur
wenige Exemplare erreichen das Erwachsenenalter. Insgesamt schwanken
die Erhaltungszustände der Populationen über die Jahre
hinweg. Insbesondere besteht das Wechselspiel zwischen Beutetieren und
Beutegreifern/Fressfeinde. Aber auch die Pflanzen (z.B. an den
Korallenriffen) führen zu lokalen Schwankungen.
Die Fischerei zielt auf den Fang derjenigen Fischarten, welche eine
sehr hohe Vermehrungsrate je Generation haben (idealerweise
Schwarmfische). Der Verlust (Fang) einiger Exemplare wird Jahr für
Jahr dann recht schnell wieder ausgeglichen sein. Durch die Fischerei
gefährdet sind Fischarten mit geringen Nachwuchszahlen, etwa Haie
oder Rochen.
Die Fischerei wirkt wie Fressfeinde (Beutegreifer): Sie vernichtet
Exemplare durch Tötung. Mit Blick auf das Bestreben, nachhaltig zu
fischen, sollten die Fangmengen nicht zu groß sein bzw. nicht zu
sehr auf bestimmte Jahrgänge der einzelnen Fischarten abzielen.
Andernfalls könnte es passieren, dass die Bestände sich nicht
erholen (Beispiel: der Dorsch in der Ostsee).
Um das Zusammenbrechen der Populationen und damit den
Nahrungsmittelausfall zu vermeiden, werden die Populationszahlen
alljährlich von Wissenschaftlern geschätzt (mit
Forschungsschiffen Fischereiinstituten) und sodann von politischen
Gremien wie dem EU-Ministerrat festgelegt, so dass -- theoretisch --
nicht mehr Fisch-Biomasse aus den Meeren gefangen wird als für den
Fortbestand hoher Populationszahlen nötig. In Europa jedoch werden
-- in der Praxis -- wegen zu hoch angesetzter Schätzungen und/oder
zu wenigen Kontrollen noch immer zu viele Fische usw. aus der Nordsee,
dem übrigen Atlantik und aus der Ostsee gefangen. Dies wird sich
irgendwann rächen.
Die
Nordseegarnele (crangon crangon, Niederdeutsch teils: Granat; siehe Foto) weist
sehr stark schwankende Bestände auf. In einem Jahr kann die
Population fast zusammenbrechen. Im nachfolgenden Jahr kann es zu einer
Garnelenschwemme kommen. Vorhersagen sind schwierig bis unmöglich.
Lebensmittelkennzahlen:
Der Begriff Fischverbrauch
gibt die der Bevölkerung zur Verfügung stehende Menge an
Lebensmitteln (hier Fische) an. Der Fischverbrauch in Deutschland wird
mittels statistischer Daten errechnet (siehe die Versorgungsbilanzen
des Bundesministeriums für Ernährung usw.) und nicht dasselbe
wie der Fischverzehr. Die Menge des Fischverzehrs ist kleiner. Denn auf
den Wegen der Anlandung, des Transorts, der Lagerung und der
Zubereitung entstehen Verluste.
Der Begriff Fischverzehr
gibt die Menge des tatsächlich gegessenen Fisches an. Auch dieser
Wert ist letztlich ein Schätzwert. Einzelpersonen geben im Rahmen
von Verzehrprotokollen ihren tatsächlichen Verzehr an. Die Daten
dieser Protokolle werden auf die Bevölkerung hochgerechnet (siehe
die Nationalen Verzehrsstudien). Zu den Daten/Ergebnissen der
Nationalen Verzehrsstudie II aus dem Jahre 2024: Link
des Max-Rubner-Instituts. Die Menschen im Norden Deutschlands essen im
Durchschnitt mehr Fisch als die Menschen im Süden Deutschlands.
Schlusslicht ist oftmals Baden-Württemberg. Männer essen im
Durchschnitt etwas mehr Fisch als Frauen (Unterschied von etwa vier
Prozentpunkten).
Nährstoffe:
Fisch hat im Vergleich zu Fleisch als Nahrungsmittel deutliche
Vorteile: höherer Nährstoffgehalt, geringerer Energiegehalt,
höhere Wertigkeit des Eiweißes (Proteins), mehr Vitaminie
(fettlösliche sowie wasserlösliche), mehrfach
ungesättigte Fettsäuren (insbesondere Omega 3 und Omega 6),
Seefisch hat relativ hohen Jodgehalt (insbesondere Schellfisch,
Seelachs und Scholle, aber auch Hering).
Lebensmittel-Ersatzprodukte:
Exkurs: Verbraucher wollen teils und
zunehmend auf Fleisch und Fisch verzichten und stattdessen
Lebensmittel, welche auf pflanzlicher Basis hergestellt werden, essen.
In Betracht kommen hier: Algen und Quallen
-- auch Insekten (Mehlwurm, Wanderheuschrecke, Heimchen/Hausgrille,
Buffalowurm). Anwendbar ist die EU-Novel-Food-Verordnung (VO (EU)
2015/2283) mit dem Stichtag „nennenswerter Verzehr vor
dem 15.05.1997" ja oder nein (Lebensmittel alt bzw. neu).
Stichworte: neuartige Lebensmittel (Datum und Kategorie),
Genehmigungsverfahren bzw. Mitteilungsverfahren ab Antragstellung
seitens des Inverkehrbringers, Lebensmittelrisikobewertung.
Algen können beispielsweise auch als Nährlösung für
die „Zucht" von künstlichen Fleisch (zelluläre
Landwirtschaft) dienen. Mit ersten Produkten ist voraussichtlich nicht
vor 2030 zu rechnen.
„Fisch" aus Zellkulturen = zellbasierter „Fisch": Stammzellen
eines echten Fisches werden künstlich vermehrt und entwickeln sich
zu Muskelzellen, welche wiederum zu Muskelfasern heranwachsen. Das
Ergebnis wird etwa zu „Fischbällchen"
zusammengepresst. In Deutschland gibt es bereits mindestens ein
Unternehmen, welches Meeresfrüchte aus Zellen wachsen lässt.
Gesetze:
Das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB)
ist das zentrale Gesetz in Deutschland für alle Arten von
Lebensmitteln. In ihm sind EU-Richtlinien umgesetzt. Darüber
hinaus gibt es -- parallel -- zahlreiche EU-Verordnungen zum
Lebensmittelrecht. Die bezüglich
der Fische und Meeresfrüchte einschlägigen Verordnungen und
Richtlinien werden hier teils aufgelistet werden.
Links:
Fisch-Informationszentrum (FIZ) in Hamburg.
Umweltbundesamt:
Fleisch der Zukunft, Trendbericht zur Abschätzung der
Umweltwirkungen von pflanzlichen Fleischersatzprodukten, essbaren
Insekten und In-vitro-Fleisch, 2020 (UBA 2020).
Offenbach am Main, 04.01.2024
Copyright obiges Foto: pixabay.com/de
Foto: frisch gepulte Granat (Nordseegarnele); z.B. in Bremerhaven.
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